Was ist der Unterschied zwischen einer polygamen und einer monogamen Gesellschaft? – Jede Menge Testosteron. Denn sobald die ranghöchsten 10 Prozent der Männer mehrere Ehefrauen haben, gehen 30 bis 40 Prozent der Männer leer aus, sind frustriert und bleiben stets im Wettbewerb. Aber auch für alle anderen läuft der Wettbewerb weiter: man könnte ja durch eine weitere Ehefrau den Status verbessern. Kein „Ende einer langen Reise“. Das Testosteronlevel bleibt hoch und damit das Konkurrenzdenken. In einer monogamen Gesellschaft hingegen sind die Chancen gleicher verteilt. Sobald man verheiratet ist, ist der Wettbewerb vorbei: man kann die Ressourcen in die Kinder stecken. Das ist gut für die Gesellschaft als Ganze.
Wie die Demografie das Denken und Handeln historisch geprägt hat, als die europäischen Gesellschaften monogam wurden, erfahrt ihr im zweiten Teil der Folge. Die Familienbande wurden schwächer, dafür taten sich die Menschen in Städten, Universitäten, Klöstern und Zünften zusammen. Sie wurden mobiler und fanden sich in großen, unpersönlichen Netzwerken, in denen im Guten wie im Schlechten neue Ideen sehr schnell heranwachsen konnten.
Übrigens: es gibt auch polyandrische Gesellschaften, also solche, in denen eine Ehefrau mehrere Ehemänner hat. In welcher spezifischen Konstellation das üblicherweise funktioniert, erfahrt ihr im Funfact.
Diese Folge ist Teil 2 der Zusammenfassung von „Die seltsamsten Menschen der Welt – Wie der Westen reichlich sonderbar und besonders reich wurde“ von Joseph Henrich.
Viel Spaß beim Zuhören 🙂
(0:00) Einleitung
(3:02) Die Veränderung unserer Psyche durch die Monogamie
(10:01) Die natürliche Zusammenlebensform: Monogamie oder Polygamie?
(15:32) Die Herausforderung einer polygamen Gesellschaft
(18:20) Testosteron und seine Auswirkungen
(20:51) Die Vorteile einer monogamen Gesellschaft
(23:14) Polyandrie: Eine alternative Form der Vielehe
(26:46) Mobilität und Strukturwandel in Europa
(28:42) Wachstum und Herausforderungen in Städten
(32:38) Städtische Selbstverwaltung und politische Macht
(34:47) Städte als Zentren des Vertrauens und Wohlstands
(37:21) Aufstieg des Westens: Innovation und Vernetzung
(39:53) Lehrlingsausbildung und Wissenstransfer in Europa
(43:00) Protestantismus und Bildungsförderung
(45:45) Veränderungen in Südkorea und weltweite Adoption westlicher Familienstrukturen
(47:47) Zusammenfassung und Ausblick: Einfluss des Ehe- und Familienprogramms