• Alter, was geht? Podcast

    Folge 41 – Griechisch-Römisch Altern in der Antike mit Prof. Hartwin Brandt

    Episode

    Wie war es, im antiken Griechenland oder Rom alt zu werden oder alt zu sein? Dazu kann uns der Althistoriker Professor Hartwin Brandt von der Universität Bamberg vieles sagen! Besser als gedacht: Alte waren nicht an den Rand gedrängt und die Chancen, alt zu werden, waren nicht so schlecht, wie man denkt. Auch hundertjährige Frauen und Männer sind glaubhaft überliefert. In der Theorie war das Verhältnis zwischen Alt und Jung auf großem Respekt gebaut. So war die Ehrerbietung gegenüber den eigenen Eltern eine Bedingung für politische Ämter in Griechenland. Gleichzeitig gibt es aber auch überlieferte Verträge zwischen Eltern und Kindern über Besitz und Versorgung, die zeigen, dass das Verhältnis nicht immer so konfliktfrei war. Wie der Alltag im Alter war, hing stark vom Status ab – und konnte auch sehr angenehm und erbaulich sein. So wie hoffentlich auch diese Folge, viel Spaß beim Zuhören!

    Das Buch von Hartwin Brandt heißt: „Wird silbern auch mein Haar – Eine Geschichte des Alters in der Antike“ im Beck-Verlag.

    (0:01) Intro

    (2:28) Leben an der Altersschwelle

    (6:34) Altersrealität: Männer versus Frauen

    (9:31) Generationenbeziehungen

    (11:21) Altersgrenze 60 Jahre

    (15:08) Besitzübergabe und Kriegsdienst

    (17:29) Sparta

    (19:30) Wer wurde alt und wie viele?

    (23:07) Geburtenrate in der Antike

    (24:49) Funfact: Die Tragödie von Alkestis

    (30:43) Das Alter im Theater

    (33:14) Der Alltag der Alten

    (35:52) Lektionen für die Gegenwart

    (39:26) Wird silbern auch mein Haar

    (41:35) Abschluss und Outro

    16:37

    Ein Blick auf familiäre Beziehungen

    23:09

    Geburtenrate und ihre Bedeutung

    24:49

    Tragödien und die Wahrnehmung des Alters

    30:43

    Komödien: Alte als Fremdkörper?

    33:21

    Alltag der Alten in der Antike

    35:52

    Lektionen aus der Antike für die Gegenwart

    41:35

    Abschluss und Ausblick auf die Zukunft

    Folge 40 – Ziemlich sonderbare Freunde Teil II – Polygamie, Testosteron und neue Netzwerke

    Episode

    Was ist der Unterschied zwischen einer polygamen und einer monogamen Gesellschaft? – Jede Menge Testosteron. Denn sobald die ranghöchsten 10 Prozent der Männer mehrere Ehefrauen haben, gehen 30 bis 40 Prozent der Männer leer aus, sind frustriert und bleiben stets im Wettbewerb. Aber auch für alle anderen läuft der Wettbewerb weiter: man könnte ja durch eine weitere Ehefrau den Status verbessern. Kein „Ende einer langen Reise“. Das Testosteronlevel bleibt hoch und damit das Konkurrenzdenken. In einer monogamen Gesellschaft hingegen sind die Chancen gleicher verteilt. Sobald man verheiratet ist, ist der Wettbewerb vorbei: man kann die Ressourcen in die Kinder stecken. Das ist gut für die Gesellschaft als Ganze.

    Wie die Demografie das Denken und Handeln historisch geprägt hat, als die europäischen Gesellschaften monogam wurden, erfahrt ihr im zweiten Teil der Folge. Die Familienbande wurden schwächer, dafür taten sich die Menschen in Städten, Universitäten, Klöstern und Zünften zusammen. Sie wurden mobiler und fanden sich in großen, unpersönlichen Netzwerken, in denen im Guten wie im Schlechten neue Ideen sehr schnell heranwachsen konnten.

    Übrigens: es gibt auch polyandrische Gesellschaften, also solche, in denen eine Ehefrau mehrere Ehemänner hat. In welcher spezifischen Konstellation das üblicherweise funktioniert, erfahrt ihr im Funfact.

    Diese Folge ist Teil 2 der Zusammenfassung von „Die seltsamsten Menschen der Welt – Wie der Westen reichlich sonderbar und besonders reich wurde“ von Joseph Henrich.

    Viel Spaß beim Zuhören 🙂

    (0:00) Einleitung
    (3:02) Die Veränderung unserer Psyche durch die Monogamie
    (10:01) Die natürliche Zusammenlebensform: Monogamie oder Polygamie?
    (15:32) Die Herausforderung einer polygamen Gesellschaft
    (18:20) Testosteron und seine Auswirkungen
    (20:51) Die Vorteile einer monogamen Gesellschaft
    (23:14) Polyandrie: Eine alternative Form der Vielehe
    (26:46) Mobilität und Strukturwandel in Europa
    (28:42) Wachstum und Herausforderungen in Städten
    (32:38) Städtische Selbstverwaltung und politische Macht
    (34:47) Städte als Zentren des Vertrauens und Wohlstands
    (37:21) Aufstieg des Westens: Innovation und Vernetzung
    (39:53) Lehrlingsausbildung und Wissenstransfer in Europa
    (43:00) Protestantismus und Bildungsförderung
    (45:45) Veränderungen in Südkorea und weltweite Adoption westlicher Familienstrukturen
    (47:47) Zusammenfassung und Ausblick: Einfluss des Ehe- und Familienprogramms

    Folge 39 – Jeder muss sein Rentenpäckchen (II) tragen – zum Rentenpaket II

    Episode

    Das Rentenpaket II sieht ein Päckchen vor, das wir alle gemeinsam tragen, aber manche eben mehr als andere. In Kürze: das Rentenalter bleibt stabil, die Renten bleiben einigermaßen stabil, die Beiträge steigen kräftig. Die Last der Demografie wird von den Beitragszahlenden getragen, die dafür die Aussicht haben sollen, ebenso später davon zu profitieren. Da dieses sehr wichtige Gesetz gerade im Bundestag verhandelt wird, möchte ich euch in diesem Einschub erklären, was es vorsieht und was man anders machen könnte. Da das Rentensystem einen erheblichen Teil unseres gesellschaftlichen Lebens organisiert, einen großen Anteil unseres Alterseinkommens garantiert und der Lohnnebenkosten einnimmt und über die Beitragszahlungen hinaus rund einen Drittel des Bundeshaushalts kostet, lohnt es sich, sich damit zu beschäftigen.

    Im Funfact erfahrt Ihr einige Beispiele, wie man alternativ mit der Regelaltersgrenze umgehen könnte, und außerdem erzähle ich euch in dieser Folge, warum drei Kernprobleme des Rentensystems – Altersarmut, die unterschiedlichen Lebenserwartungen und der Leistungsbegriff – nicht adressiert werden und was meiner Meinung nach ein recht radikaler Ausweg sein könnte.

    Viel Spaß beim Zuhören und ich freue mich auf euer Feedback! 🙂

    Folge 38 – Ziemlich sonderbare Freunde – Teil 1: Familie formt das Denken und die weströmische Kirche die Familie

    Episode

    Ihr seid sonderbar. Ich bin es auch. Wir alle sind sonderbar, seltsam, weird, wobei weird steht für Western, Educated, Industrialised, Rich, Democratic. Und als sonderbare Menschen ticken wir ganz anders als Menschen in nicht-sonderbaren Gesellschaften: wir empfinden viel Schuld, aber wenig Scham, wir finden, dass Absicht eine wichtige Größe ist, um eine Handlung moralisch zu bewerten, wir würden ungern für unsere Freunde lügen usw. Vieles, was die Psychologie experimentell als Konstanten zeigen wollte, ist in erster Linie nur auf die westliche Welt anwendbar, so die Thesen des US-Anthropologen Joseph Henrich.

    In der heutigen Folge geht es um diese Besonderheiten in unserem Gefühls- und Denkapparat und um seine sehr überraschende Erklärung: die katholische Kirche. Die hat in einem 1000-jährigen Prozess ein weltweit einmaliges Ehe- und Familienprogramm durchgesetzt, das ihr erst zu viel Reichtum und Macht verholfen hat. Dabei hat sie aber ohne es zu ahnen auch die kritischen Geister geschaffen hat, die sich massenweise von ihr abwenden würde. Monogamie auch für die Herrschenden, das Verbot von Adoption und Scheidungen, das Verbot Verwandte 6. Grades zu heiraten und sogar nur Verwandte im Geiste (z.B. Patenonkel und Patentante) sorgte dafür, dass die Familienverbünde, die bis dahin Europa beherrschten, ihren Besitz nicht mehr zusammenhalten konnten, ihre Macht brach und viele Dynastien ausstarben – und am Ende idealerweise der Kirche ihr Eigentum vermachten, sodass sie zur Zeit der Reformation fast die Hälfte des Grundbesitzes in Deutschland besaß. In der Folge mussten Heiratswillige bis zu 10.000 Menschen ausschließen. Eine neue Mobilität setzte ein, man heiratete später und seltener, man musste sich mehr mit Fremden arrangieren, die Familie wurde geschwächt und durch Individualismus und die übergeordnete christliche Identität ersetzt. Wie holprig und doch erfolgreich dieser Prozess von rund 300 bis 1300 lief, ist Teil des zweiten Teils der heutigen Folge.

    Damit sind wir aber erst bei der Hälfte der spannenden Gedanken angekommen. In der nächsten Folge schauen wir uns erst einmal an, was es prinzipiell mit Menschen macht, wenn sie von einer polygamen (in Europa bis dahin Standard) in eine monogame Gesellschaft wechseln (das wichtigste Stichwort: Testosteron!) und was das konkret in Europa losgetreten hat, darunter der viel stärker auftretende Zusammenschluss mit Fremden in Städten, Universtitäten, Klöstern oder Zünften.

    Viel Spaß beim Zuhören!

    Das Buch von Joseph Henrich heißt „Die seltsamsten Menschen der Welt: Wie der Westen reichlich sonderbar und besonders reich wurde“ und erschien 2020 auf Englisch und 2022 erstmals auf Deutsch bei Suhrkamp.

    (0:01) Einführung

    (2:08) Der Sonderweg der westlichen Gesellschaften

    (5:33) Die Normen westlicher Gesellschaften

    (7:24) Die Auswirkungen des Ehe- und Familienprogramms

    (9:32) Unterschiedliche Wahrnehmungen in verschiedenen Gesellschaften

    (12:46) Rollen in familienzentrierten Gesellschaften

    (17:13) Kontrolle und Entscheidungsfreiheit in westlichen Gesellschaften

    (21:25) Das Beifahrer-Dilemma

    (22:59) Unterschiede in moralischen Vorstellungen

    (25:44) Entwicklung der westlichen Gesellschaften

    (55:08) Schluss

    Folge 37 – Gute Einsamkeiten, schlechte Einsamkeiten mit Ulrich Lilie, Präsident a.D. der Diakonie

    Episode

    Das Thema Einsamkeit ist so breit, dass man es gut und gerne auch ein zweites Mal im Podcast behandeln kann. War in Folge 26 Elke Schilling vom Silbernetz zu Gast und analysierte die Einsamkeitslage der Republik, breitet Ulrich Lilie in dieser Folge seinen Atlas der Einsamkeiten aus. Der evangelische Theologe leitete von 2014 bis 2023 die Diakonie Deutschland und wirft sein Augenmerk auf die Ambivalenz der Einsamkeit: während Vereinzelung und Isolation krankmachen, ist das bewusste und gewollte Für-sich-sein hingegen ein positiver Aspekt der Lebensführung.

    Ulrich Lilie legt dar, welche Gruppen am ehesten von Einsamkeit betroffen sind (junge Menschen, Frauen, Alte), was man konkret tun kann, wie wir unsere Städte und Orte verändern müssen, um für mehr Verwurzelung und Begegnung zu sorgen. Es geht um die starken sozialen Netze in den skandinavischen Ländern und Inspirationen von Meister Eckert und Kierkegaard. Wertvoll finde ich den Hinweis, dass die Frage der Einsamkeit nicht mit dem Tod endet: Ulrich Lilie spricht sich deutlich gegen Beisetzungen „im engsten Familienkreis“ aus und für öffentliche Trauerarbeit. Im Funfact-Nicht-Funfact geht es um ein einschneidendes Erlebnis: wie einsam sind die Menschen eigentlich in der Coronapandemie wirklich geworden?

    Viel Spaß beim Zuhören!

    Die Erhebung zur Einsamkeit in der Corona-Pandemie findet ihr hier. Das Buch „Für sich sein – ein Atlas der Einsamkeiten“ gibt es überall im Buchhandel oder hier direkt beim Verlag: Link.