In der neuen Folge tauschen wir die Rollen: während Anika Schulz und Klaus Morgenstern vom Deutschen Institut für Altersvorsorge die Fragen stellen, versuche ich zu skizzieren, was drängende gerechtigkeitstheoretischen Fragen und Antworten für die Rentenversicherung sind. Wir reden über flexiblen Renteneintritt, Formen des Alters, Altersdiskriminierung und -Armut sowie die unterschiedlichen Effekte auf Menschen verschiedener Generationen oder auf Menschen innerhalb einer Generation. Damit ist diese Folge im Grunde eine Zusammenfassung ganz vieler Aspekte, die wir in den vergangenen 32 Folgen bereits angesprochen und behandelt haben.
Im Funfact springe ich an den Anfang meines eigenen – und womöglich auch euren – Erwerbslebens zurück: welche Faktoren, Wünsche oder Zwänge sorgen dafür, dass junge Menschen noch zu Schulzeiten erste Arbeitserfahrungen sammeln (Link zur Studie)?
Wer Lust auf weitere Folgen des Podcasts „Rente gut, alles gut?“ bekommen hat, findet diesen hier.
69 Prozent. So viele Menschen in Deutschland halten Altersarmut für das größte Lebensrisiko. Grund genug, einmal ausführlich darüber zu sprechen: ab wann gilt man als arm? wie viele Menschen sind betroffen? und wieso? Es zeigt sich, dass alte Menschen im Schnitt in Deutschland reicher und seltener Arm sind als junge Menschen, aber innerhalb der Gruppe der Alten die Spanne besonders groß ist. Altersarmut liegt also nicht am Alter, sondern an anderen Faktoren wie Erwerbsbiografie, Gesundheit, Herkunft oder Geschlecht. Altersarmut ist früher angelegt und muss also auch früher bekämpft werden. Wir sollten zwar auch auf die Rolle der Rente schauen, wie wir es im zweiten Teil machen, aber nicht nur: denn kaum eine Gruppe ist in Wahrheit so reich und gesund wie Menschen mit Mini-Renten. Woran das liegt, erfahrt ihr in der neuen Folge – und was es für die Immobilienstatistik bedeutet, dass junge Menschen so früh in Deutschland von zu Hause ausziehen.
Viel Spaß beim Zuhören 🙂
Hat euch die Folge gefallen? Hinterlasst gerne ein paar Sterne, einen Kommentar oder Feedback. Ich würde mich freuen!
Ausgewählte Quellen
BPB: Armutsgefährdungsquoten
BMAS: Alterseinkommen und zusätzliche Vorsorge
Bundesbank: Vermögen und Finanzen privater Haushalte
Grevenbrock, Ludwig, Siassi (2023): Homeownership Rates, Housing Policies, and Co-Residence Decisions
IW-Trends 2/2022: Unterschiedliche Lebenserwartung, differenzierter Rentenzugang? Soll die gesetzliche Rente unterschiedliche soziodemografische Hintergründe berücksichtigen?
DeStatis: Armutsgefährdung sowie materielle und soziale Entbehrung bei älteren Menschen
Der demografische Wandel hat uns schon lange fest im Griff. Bereits in den 1960ern gab es dazu eine sehr lebhafte Debatte und ein zumindest in akademischen und politischen Kreisen ausgeprägtes Problembewusstsein, was sich in der Regierungserklärung von Ludwig Erhard 1963 verdichtet. Seitdem hat sich die Alterung aber deutlich beschleunigt. Heute verlassen jedes Jahr 300.000 Menschen – eine Stadt wie Münster – den Arbeitsmarkt, ohne dass junge Menschen nachrücken. Ob sich das mit Immigration, höherer Erwerbsbeteiligung von Frauen oder mit den Juristinnen und Juristen, die dank ChatPGT eingespart werden können, auffangen lässt? Der demografische Wandel führt auch dazu, dass wir heutzutage im Durchschnitt ein Viertel unseres Lebens in der Rente verbringen. Um das zu finanzieren schießt der Staat jedes Jahr über 100 Milliarden Euro an Steuergelden in die Rentenkasse. Wenn wir nichts ändern, steigt die Zahl in den nächsten 30 Jahren auf fast 500 Milliarden Euro – mit entsprechenden Konsequenzen für die nachwachsenden Generationen. Daher spricht der Verfassungsrechtler Gregor Kirchhoff bereits von einem Kipppunkt wie beim Klima. Normalerweise kommt der Tod nach der Rente, in dieser Folge aber davor: im Funfact könnt ihr mal raten, welche Berufe oder Branchen um 1900 herum besonders tödlich waren. Mich hat das Ergebnis stark überrascht.
Wie immer freue ich mich über Feedback – nutzt auch gerne mal die Frage-Antwort-Funktion auf Spotify!
Mein Buch findet ihr gedruckt im Buchhandel oder auch als kostenloses E-Book: https://www.wbv.de/shop/Die-kalendarische-Altersgrenze-im-Rentensystem-Willkuer-oder-Gleichheit-I73439
Wollt ihr mich unterstützen, geht das über Paypal (https://www.paypal.me/alterwasgeht).
Hier noch ein paar Quellen dieser Folge:
Schulz, Stefan (2022): Die Altenrepublik.
Fuchs, Söhnlein, Weber (2021): Demografische Entwicklung lässt das Arbeitskräfteangebot stark schrumpfe IAB-Kurzbericht. Projektion des Erwerbspersonenpotenzials bis 2060.
Bundesagentur für Arbeit (2023): Arbeits- und Fachkräfte für Deutschland (Link).
Werding, Martin (2018): Projektionen zur Rente im Artikel der ZEIT 41/2018 mit dem Titel „Wer bezahlt die Rente?“.
Es ist einer der Megatrends des 21. Jahrhunderts: der demografische Wandel. Wir schauen uns zunächst globalgalaktisch an, warum auch Länder wie Bangladesch unter 2 Kindern pro Frau liegen und wieso die Weltbevölkerung ab 2080 schrumpfen wird. Außerdem müssen wir mit ein paar Mythen aufräumen: zum Beispiel mit dem sogenannten Pillenknick und oder den Babyboomern, die zwar viele waren, aber deren Eltern nicht besonders viele Kinder hatten. Im zweiten Teil der Folge zoomen wir in die eine Seite der Medaille des demografischen Wandels. Die niedrige Geburtenrate. Welche politischen Maßnahmen sorgen dafür, dass Frauen mehr Kinder bekommen wollen? Elterngeld? Kinderbetreuung? Rollenbilder? Und selbst wenn wir die Frauen überzeugen: was ist eigentlich mit den Männern? Im Funfact wird aus der demografischen Frage eine demokratische: was macht das mit unserem System, wenn in den 2030ern in einigen Bundesländern mehr Menschen mit Pflegestufe leben als unter 30?
+++ Zusatzteil: Das Buch zum Podcast erscheint Ende Juli als kostenloses E-Book und Anfang August als Print im wbv-Verlag überall im Buchhandel. Ich erzähle euch, was euch erwartet und wie ihr mich unterstützten könnt, ohne Geld in die Hand zu nehmen: fragt doch mal bei euren Büchereien und Bibliotheken nach, ob die nicht ein Printexemplar kaufen wollen 🙂 Zum Buch mit dem Titel „Die kalendarische Altersgrenze im Rentensystem: Gleichheit oder Willkür“ geht es hier +++
Ausgewählte Quellen in der Folge:
Schulz, Stefan (2022): Die Altenrepublik.
Bätzing, Werner (2020): Das Landleben.
United Nations Policy Brief (2015): The influence of family policies on fertility in France.
Jalovaara et al. (2019): Education, Gender, and Cohort Fertility in the Nordic Countries.
Rothenbacher/Fertig (2022): Deutschland in Daten. Bevölkerung, Haushalte und Familien.
Bonoli / Häusermann (2009): WHO WANTS WHAT FROM THE WELFARE STATE?
Dudel / Klüsener (2016): Estimating male fertility in eastern and western Germany since 1991: A new lowest low?
Ob wir wollen oder nicht, immer wenn wir mit dem Alter konfrontiert werden, weckt das in uns bestimmte Assoziationen. Diese prägen unseren Umgang mit dem Alter und auch mit uns selbst: bis zu 13 Jahre längere Lebenserwartung gehen mit positiven Altersbildern einher. Negative Stereotype wiederum führen oft zu ungerechter Diskriminierung. So ist Altersdiskriminierung statistisch in Deutschland die häufigste Diskriminierungsform und erfährt nicht annäherend so viel Aufmerksamkeit wie etwa Rassismus oder Sexismus. Neben der Bestandsaufnahme sprechen wir aber auch über konkrete Impulse, wie wir unsere Altersbilder positiv prägen können.
Das Whitepaper, von dem wir sprechen, findet ihr hier: http://www.health.uni-konstanz.de/sites/default/files/altersbilder-whitepaper-web-final.pdf
Den Link zum Buch reiche ich nach. Der Titel wird lauten: Die kalendarische Altersgrenze im Rentensystem: Willkür oder Gleichheit
Viel Spaß beim Zuhören!